PB Geschichtliches und Kulturelles

Akt 1: InTime: Geschichtliches und Kulturelles – L’histoire et la culture de Paysage Belliqueux


I. Die Geschichte des Landes, soweit für den Unkundigen wichtig. Aufgeschrieben von Jean Jacques de Rochefort und zugleich übersetzet aus der einen Sprache in die andere


Im Namen der Heiligen Jeanne und derjenigen Männer und Frauen, die in ihrem Namen zu Märtyrern wurden, im Namen meines Herrn Duc Charles de Chipotens, der unendlichen Großmut und Maße gezeigt hat in dem großen Streit, der entstanden ist aufgrund der Bürde der Knechtschaft der Armagnaccen und ihrer Anhänger nach jenem verhängnisvollen Tage des 21. Juni im Jahre 1199, an dem Seine Majestät, König Martin de Paysage Belliqueux sich in die Arme aller Heiligen begeben hat, um auf uns arme Sünder hinab zu schauen, hebe ich nun an, um für den des Lesens Kundigen Einblick zu geben in Historie und Beschaffenheit der Menschen des Landes und der Paysage Belliqueux und dem Ende der Heiligen Jeanne.

Dies Werk sei all denen gewidmet, und ganz besonders meinem Herrn Duc Charles de Chipotens, die Kunde von uns in ferne Länder tragen wollen und all denen, die lernen wollen von dem, was geschehen ist...

 

Jean-Jacques de Rochefort, Chronist

 

Von der Regentschaft Seiner Majestät Roi Martin de Paysage Belliqueux

Das Land war einst ein prächtig gedeihendes Reich unter einer Sonne, die das Haupt des Roi  Martin hell erleuchtete. Unter seiner Herrschaft blühte die Kunst, die Architektur und die Literatur noch mehr auf als unter den Vorgängern seiner herrschaftlichen Familie. Ein Prinz von Geblüt war er, und als ihm im Jahre 1140 die Krone auf sein erleuchtetes Haupt gesetzt wurde, war er noch ein junger Mann und zählte kaum 20 Lenze. Nur selten hatte man sich gegen Überfälle aus dem Ausland schützen müssen, lediglich die Ducs, die Fürsten des Landes, fielen immer wieder in Fehde und nahmen ausländische Söldner in Lohn und Brot, um sich gegenseitig zu bekämpfen. O Schmach, was fielen damals die noch nicht ausgetriebenen Knospen der jungen Ritterschaft diesen Söldnern zum Opfer? Wer hat sie nicht bluten sehen im bäuerlichen Schlamm, ihr Blut sich vermischend mit dem Blute unwürdiger Soldaten? Seine Majestät Martin setzte all dem ein Ende, indem er die Fehde verbot. Auch die heilige und allseits gütige ceridische Kirche unseres Landes hatte er an Seiner Seite, man möge noch heute beten zu allen Heiligen für sein Seelenheil!

Unter Seiner Regentschaft baute man mächtige Kathedralen, die so hoch sind, dass man meine, sie stießen an den Himmel. Verstehet es richtig: Ich meine keine flachen Tempel, die sich in die Weite erstrecken. Ich meine die Kathedralen, die sich in die höchsten himmlischen Gefilde erstrecken. Doch war es kein Hochmut, sondern inbrünstige Verehrung allen Heiligen gegenüber, diese Einfachheit und doch grazile Bauweise der emporstrebenden Gebäude zu höherem Ruhme der Heiligen.

Troubadoure führten ihre Kunst zu höchster Perfektion während Roi Martins Herrschaft und manch eine Dame gab manches Kleinod an ihren chevalier de la coeur auf so manchem Turnier. Fürwahr, es war die glorreichste Zeit, die man sich wünschen konnte...

Roi Martin hielt regelmäßig Hof in D’Arenne, welches in Zigouiller liegt, und gab viele Feste, was seine Beliebtheit vergrößerte.

Als der alte Duc de Faucon im Jahre 1198 starb, ging die Herrschaft dieses Fürstentums auf seinen Sohn über, Etienne. Somit herrschte dieser über zwei Lehen Seiner Majestät und erwarb hohes Ansehen. Doch nur ein Jahr später, o Graus, verschied Roi Martin am 21. Tag des Juni nach einer langen und ruhmvollen Zeit der Herrschaft. Er wurde feierlich in der Kathedrale zu D’Arenne bestattet und das Volk von Paysage Belliqueux weinte Sturzbäche von Tränen, so daß die Histerne, der Fluß, wie nach einem Regen anschwoll.

Etwa einen Monat nach dem Tode Roi Martins berieten sich die Ducs von ganz Paysage Belliqueux über die Nachfolge Seiner Majestät. Denn er war kinderlos nach einer glanzvollen Herrschaft gestorben und nur eine Nebenlinie konnte Anspruch auf den verwaisten Thron erheben. Pierre, aus dem Geschlecht der Armagnacs, welche ihre Gegner später verächtlich – und das zu Recht, wenn ich mir das erlauben darf, zu schreiben und zu sagen –  Armagnaccen nennen sollte, wurde inthroniert und zum König gesalbt und unter allerlei Segnungen der Heiligen sollte er die Bürde der Königswürde tragen. Dies geschah noch im Jahre 1199, im Monat Juli an einem verregneten Tage.

 

Von der Regentschaft Seiner Majestät Roi Pierre d’Armagnac auf dem Throne von Paysage Belliqueux

Nur wenige Tage nach der Inthronisation Seiner Majestät ließ Roi Pierre die Ducs von Payage Belliqueux zusammenkommen, um zu beraten, was nun mit dem Land in Zukunft zu tun sei. Es soll Stillschweigen geherrscht haben, etwa eine Stunde lang. Ich selbst war nicht dabei, so dass ich auf die Berichte glaubwürdiger Zeitgenossen hoffen muß. Doch mir ward berichtet, daß Duc Etienne aufgestanden ist und alle sofort zu ihm blickten. Sein Gesicht soll rot vor Wut gewesen sein, und er soll sich auf folgende Art und Weise geäußert haben:

 

„Eure Majestät, bei allem gebührenden Respekt Euch und der Krone von Paysage Belliqueux gegenüber, gegenüber allen Heiligen unserer heiligen ceridischen Mutter Kirche und nicht zuletzt allen hier anwesenden und die Euch und Eurem Vorgänger, Seiner Majestät Roi Martin, zu Diensten stehenden Fürsten, den Ducs von Paysage Belliqueux... Wie könnt Ihr Euch erdreisten, solch eine Frage zu stellen?“

 

Daraufhin soll Seine Majestät Roi Pierre geantwortet haben:

 

„Werter Etienne, wenn Ihr meine Entscheidungen hinterfragen wollt, so tut dies doch bitte im Beisein einer Eurer Geliebten in einem Eurer Fürstentümer. Oder ist es Euch zu kalt geworden in unserem schönen D’Arenne?“

 

Darauf wieder Duc Etienne, mit markanter Stimme und sichtlich erbost über derlei Beleidigung:

 

„Ich hinterfrage Eure Entscheidungen mitnichten!“

 

Und Seine Majestät Roi Pierre erwiderte folgendes:

 

„Nicht nur, dass Ihr meine Entscheidungen in Frage stellt, nein: Ihr widersprecht mir auch noch. Schert Euch aus D’Arenne, und kommt erst wieder, wenn Ihr Euer Gemüt etwas gekühlt habt an dem mickrigen Stück Küste, dass Euch Euer Roi Martin gegeben hat. Hinaus, fort mit Euch!“

 

Am Ende seiner Worte verließ Duc Etienne laut fluchend den Saal. Selbst einem ungehobelten Klotze wie mir erscheint es nicht recht, seine Worte hier an dieser Stelle wiederzugeben. Sein Auftreten blieb nicht ohne Wirkung bei einigen der anderen Ducs von Paysage Belliqueux. Duc Francois und mein Herr, Duc Charles, folgten ihm, natürlich erst nach einer gemäßen Verabschiedung von Seiner Majestät Roi Pierre. Sie sollen zu dritt noch vor ihrer Abreise mit Duc Louis gesprochen haben, der schon immer sehr wortkarg, aber bestimmt gewesen ist in seinen Anmerkungen über die Zustände am Hofe. Und er hatte fast immer Recht. Er bat sie, ihre überstürzte Abreise noch zu verschieben, bis alles geregelt wäre. Doch Duc Etienne und Duc Charles und Duc Francois ritten dennoch fort.

Duc Etiennes Handeln brachte ihm bei seinen Freunden und Feinden den Beinamen Sans Peur ein, doch leider fehlt mir die Übersetzung.

Seine Majestät Roi Martin war noch nicht lange tot, und schon hatten sich die Fürsten zerstritten. Die Mehrheit hielt zu ihrem König, wie sie ihn nannten, doch einige beherzte hielten zu Duc Etienne.

So kam es zu einer Fehde, von der ich noch weiter zu berichten weiß.

Seine Majestät Roi Pierre d’Armagnac, der rechtmäßige König, hetzte nun die anderen Fürsten, die auf seiner Seite waren, gegen Duc Etienne auf und man versuchte, auch meinen Herrn und Duc Francois unter jene zählen zu können, die ohne Vorbehalte dem König dienten. Doch Duc Henry le Brut beleidigte beide zutiefst, indem er sie „Schoßhunde eines Emporkömmlings auf dem Abort Seiner Majestät Roi Martins“ nannte. Das war zuviel.

Auch ließ man verlautbaren, das Geld, das in die Truhen des Duc Etienne fließe, sei geliehenes Geld von Wucherern gewesen. Und man sagte, er habe mit Hexenmeistern zu tun, wo es doch kein Geheimnis ist, daß Duc Henry le Brut eben diesen Makel hatte.

Es kam letztendlich zu einem Konflikt, einem Streit, nein, was sage ich: zu einer dunklen Stunde in der Historie von Paysage Belliqueux.

 

Von der Fehde der Armagnaccen und der Faucilles, wie man nun diejenigen ehrbaren Männer nannte, die öffentlich gegen Seine Majestät Roi Pierre auftraten, und von einer tragischen Wende des Geschicks

Nach öffentlichen Disputen, die sich auf Gelagen immer mehr zuspitzten und sogar bei einem Fest soweit gingen, daß man sogar Duc Etienne bezichtigte, die Gemahlin Roi Pierres entführen zu wollen, kam es zu einer ersten bewaffneten Auseinandersetzung am Fluß Histerne. Wo, ist mir nicht bekannt, doch starben viele gute Leute dort für eine gute Sache, nämlich den Frieden im Lande wieder herzustellen, nachdem Seine Majestät Roi Pierre, obwohl er König ist, das Werk von Seiner Majestät Roi Martin zunichte gemacht hat durch, vielleicht, einen Witz am Hofe.

Und immer wieder kam es zu Kämpfen zwischen den Fürsten, wobei es heißt, dass Henry le Brut seinem Namen alle Ehre gemacht haben soll. Das Land und sein Volk begannen zu leiden unter einem erbitterten Streit.

Wieder war es Duc Louis, der zu vermitteln versuchte. Er handelte ein Schweigen der Waffen aus, so daß man wieder miteinander sprechen wollte. Duc Guillaume, Duc Gerard, Duc Henry le Brut sollten für die Armagnacs und Duc Etienne und Duc Charles für die Faucilles auftreten und zusammenkommen an der Brücke von Histerrane. Dort wollte man sich treffen, um zu beraten...

Doch o Schmach und o Graus, was dann geschah muß für immer auf dem Gewissen und auf der Seele der Armagnaccen lasten. Denn als die Armagnaccen den Duc Etienne sans Peur baten, allein mit ihm zu sprechen und er nach langem Zögern einwilligte, so zu tun, brachen sie den Stillstand und ließen den beherzten Duc von namenlosen Mördern, die sie gedungen hatten, niederstechen. Als nach längerer Zeit Duc Charles noch nichts wieder von Duc Etienne vernommen hatte, erkundigte er sich im Lager der Armagnacs nach dem Stand der Dinge. Man sagte ihm, die Herren seien abgereist, doch Duc Etienne sei noch im Zelt, allein in seiner Schuld. Da ging Duc Charles, mein gnädiger Herr, hinein und fand Etienne sans Peur in seinem eigenen Blut. Duc Charles brachte den toten Duc gramerfüllt nach Laurens, wo man den toten Duc tagelang beweinte. Sein Sohn Robert erbte die Herrschaft über die beiden Fürstentümer. Als er seinen toten Vater sah, schlug er das Zeichen und verharrte in Demut. Er schwor einen Eid bei allen Heiligen, nicht eher zu ruhen, als bis der Mord an seinem Vater gerächt wäre. Man fasste diesen Eid als kühn auf, und so erlangte Robert den Beinamen Le Hardi. Man wußte nun, wie es um die Partei der Armagnacs stand.

Robert ließ ein feierliches Trauerfest für seinen Vater feiern und bestattete ihn in der Kathedrale zu Laurens wo auch schon sein Großvater gebettet worden ist.

So geschehen im Jahre 1200 im Land Paysage Belliqueux.

 

 

Die Haltung Unserer Heiligen Kirche gegenüber all den Vorkommnissen, welche nicht erfreulich gewesen sind

Unter der Regentschaft Seiner Majestät Roi Martin herrschte reinste Harmonie zwischen den Fürsten und den Dienern der Kirche. Doch als Seine Majestät Roi Martin verstarb, verebbte diese Harmonie und es kam zwischen Welt und Himmel zum Zwist. Denn unter Seiner Majestät Roi Pierre begab es sich, daß dessen Anhänger, allen voran Duc Henry le Brut, erst selten, dann vermehrt, das Ansehen der Kirche beschmutzten. Man ehrte den Heiligen Wochentag nicht mehr und knüpfte vermeintliche Verbrecher an solchen Tagen auf, an denen wir doch den Heiligen danken wollen für ihre Güte und ihre selbstlosen Opfer. Erst fiel es nicht weiter auf, doch die Frommsten im Volk beklagten sich bei den ehrenwerten Bischöfen über „die Unsittlichkeit der Herren, den Heiligen und den Heiligen Tagen keinen Respekt mehr zu zollen, so dass es nicht mehr möglich ist, in die Kirche zu gehen, da man zur Arbeit verpflichtet ist, um die Abgaben zu leisten“ die manchmal an eben solchen Tagen auch noch eingetrieben wurden. Die Bischöfe als höchste Instanz unserer geliebten Kirche in den Fürstentümern trugen das Wort der Lämmer bis hin zum Heiligen Vater Joseph II. auf geheiligtem Stuhl und klagten über die Verwahrlosung und die Vernachlässigung des wahren Glaubens in den Fürstentümern der Anhänger Roi Pierres. Also sandte der Heilige Vater Joseph II. auf geheiligtem Stuhl Wort nach D’Arenne, zum Hofe Roi Pierres und bat ihn, die Umstände dem Glauben gerecht anzupassen. Seine spätere Antwort war folgende:

 

Im Namen des Gerechten und aller seiner Heiligen im Himmel, im Namen Seiner Majestät Roi Pierre aus dem Hause und dem Geblüt derer von Armagnac und König über und von Paysage Belliqueux und aller seiner in ihm untertanen Menschen verfüge ich, Seine Majestät Roi Pierre d’Armagnac von Paysage Belliqueux, daß in den Fürstentümern unseres geliebten Landes die Besitztümer und Niederlassungen unserer Heiligen Kirche nunmehr der fürstlichen Gewalt zu unterstehen haben und dies ohne Ausnahme und ohne andere Erlaubnis, es sei denn durch unsere Hand besiegelte. Dies geschehe zu höherem Ruhme von Paysage Belliqueux. Gegeben am 13. Tage des November im Jahre 1200.

 

Somit wurde den Fürsten erlaubt, kirchliches Gut für sich zu beanspruchen und keinerlei Rücksicht auf die Kirche und den wahren Glauben zu nehmen. Duc Henry le Brut zum Beispiel stellte die Mönche und Nonnen mehrerer Klöster in Démêlé vor die Wahl: entweder sie überließen ihm all ihren Besitz und gingen „woanders hin“, oder er mache von seinem fürstlichen Recht Gebrauch. Keiner und keine von ihnen widersetzte sich, sondern man zog woanders hin, entweder in Duc Henrys Land, oder eben... ganz woanders hin. Ach, es war ein Jammer. Für diejenigen Fürsten, und derer waren viele, die ihr Seelenheil damit in Gefahr brachten und sich Güter der Kirche zunutze machten, kam die Entscheidung des Königs gelegen: Denn vielerorts saß die Kirche auf gutem Land. Doch wer sollte sich nun um die verirrten Schafe kümmern, die verwirrt waren? Welcher Bischof, welcher geistliche Würdenträger, welcher Mönch, welche Nonne wollte sich noch freiwillig in die Gefahr fürstlicher Willkür begeben? Denn es war Willkür, die sich bot.

Dies geschah in einer Zeit, in der sich Duc Robert in Trauer um seinen toten Vater befand, und er ließ die Güter der Kirche in Ruhe. So auch mein Herr, Duc Charles und Duc Francois.

Die Fürstentümer waren seit jeher in geistlicher Hinsicht von kirchlicher Seite aus in zwei bis drei Bistümer unterteilt. Die Bischöfe nun und die anderen höheren geistlichen Würdenträger zählten nun auf einen Einwand des Heiligen Vaters Joseph II. auf geheiligtem Stuhl. Der Affront war für ihn nicht leicht hinzunehmen. Alles, was er tun konnte, war, noch einmal an Seine Majestät Roi Pierre zu appellieren, seine Entscheidung zu revidieren. Doch Seine Majestät Roi Pierre tat nichts dergleichen. Im Gegenteil, er benutzte seinen Erlaß dazu, Duc Robert auf seine „Nachlässigkeit“ hinzuweisen, schließlich habe er „nicht umsonst das Recht für alle seine Fürsten“ durchgesetzt.

Es ist nicht verwunderlich, dass die meisten Diener Unserer Heiligen Kirche insgeheim dem König von nun an mißtrauen sollten.

 

Von den weiteren Ereignissen in dem Lande, welche kurz ausfallen müssen, da die Zeit drängt, wenngleich es anders sein sollte. Denn hier ist die Rede von einer Frau, die von den Erlösten stets vor dem einen Gerechten als Heilige genannt werden wird

Es kam nun so, dass manch einer nicht wusste, wo er, oder besser, auf welcher Seite er stehen sollte. Denn es kam zu blutigen Kämpfen überall im Land...

Der aufmerksame Leser und der Wissbegierige verzeihe mir nun, denn ich will nun die Zeit mit den Buchstaben abkürzen und davon künden, was das Volk anbelangt und somit auch die edlen Herren.

Denn es begab sich, dass inmitten all der Streiterei eine Stimme vernommen werden konnte. Und die Stimme war die der jungen Frau namens Jeanne, einer Bauernmagd. Sie dachte an das Land und das Heil des Königs und an den Gerechten, der woanders auch der Eyne genannt wird, denn wir sind gute und gläubige Ceriden, wenngleich dieses Tatsache nicht sie bekannt ist, wie sie sein sollte. Jeanne rief zum Kampf gegen die Armagnaccen auf, denn sie und tausende andere waren nicht länger willens, ihr Seelenheil den Ketzern zu verkaufen aufgrund unerduldbarer Knechtschaft.

Und sie richtete das Wort an den Duc und die Herren, die gegen die Knechtschaft fochten, und somit kämpfte man bald vereint gegen die Feinde.

Noch lange dauerte der Kampf an, doch im Gegensatz zu den Armagnaccen hatten die Faucilles das Volk auf ihrer Seite.

 

Und so ward der schon zu lange Streit im Jahre 1205 gewonnen und der Wille des Gerechten nahm seinen Lauf...

 

Die Kirche war auf Seiten des Duc Robert geblieben, während der Streit weilte. Doch mit dem Sieg änderte sich manches. Man erhob Duc Robert zum König über alle Herrschaft von Paysage Belliqueux, unserem schönen Lande.

Die erste Handlung seinerseits war folgende: Er ließ die schlimmsten Aufrührer, wie er sie nannte, ihrem Stande gebührend hinrichten. Henry le Brut ließ er lediglich hängen, denn jener war einer derjenigen, welche schlimmste Räte erteilt hatten und einem solchen gebührt keine standesgemäße Hinrichtung. Den anderen Ducs gab er etwas, was man bei unschance nennt.

Den einstigen König aber, Pierre von den Armagnaccen, ließ er vor aller Augen den Anspruch auf den Thron niederlegen, sowie den Anspruch seines Geschlechtes. Dann ließ er ihn von Geistlichen aus der Gemeinschaft aller Ceriden ausstoßen. Dann ließ er ihn sich ausziehen und seine Kleider von der Menge zerreißen lassen. Daraufhin ward er unter Qualen hingerichtet, aber wie einen dummen Bauern. Die restlichen Teile seines zerstörten Körpers band man auf ein Rad, welche geprügelt wurden von der Menge. Mehr will ich nicht schreiben, außer, dass ihm keine Bestattung zuteil ward.

 

Jeanne jedoch, die bislang unter dem Schutz von Roi Robert stand, verurteilte dieses Vorgehen. Zwei Wochen später jedoch kündigte er diesen Schutz auf. Eine Woche später klagte die Kirche sie des Vergehens an, sie hätte sich ihres Standes bewusst sein müssen und die Entscheidung des Königs ehren sollen.

 

Ihr ward der Prozeß gemacht. Man klagte sie des weiteren an, lästerliche Reden geführt zu haben, so dass das Volk sich erheben würde, um, nachdem die Armagnaccen gestürzt waren, das gemeine Volk gegen die Ordnung des Gerechten zu führen und ganz Paysage Belliqueux in den Untergang und in die Arme des Verräters, namentlich dem Bozephalus, zu führen. Sie bekannte sich ihrer Sünden nicht...

 

Sie ward als Unbekennende verbrannt. Sie beteuerte vor dem Flammentod, dass sie gegen die Herrschaft der Armagnaccen gefochten hatte. Doch, so sagen nicht wenige: Das Recht zu kämpfen, obliegt dem Adel und nicht zuletzt dem Manne.

 

Sie starb in den Flammen am 20. April des Jahres 1205. Und viele haben wegen ihr das Land verlassen müssen.

 

Hiermit schließ ich, denn das, was weiter von Belang sein sollte für den Unkundigen, findet sich aus anderer Hand.